OST-Krimi

Annabel M. von den Tafers Tales unterhaltet in diesem Artikel mit einem Krimi. In der Geschichte geht es im einen Virus, welcher Menschen befällt und entsprechend für Chaos sorgt.
Lies den Anfang der Geschichte und freue dich jede Woche über ein weiteres Kapitel!
Prolog
Ich wachte auf. Es war stockdunkel. Ich hatte Angst, große Angst. Ich wusste weder, wo die anderen waren, noch sonst irgendetwas. Als ich aufstand, tat mir alles weh. Plötzlich sackte ich in mich zusammen. Ich sah nichts als Schwarz. Ich befand mich an einer Anlage, die mit Kabeln übersät war. An mir waren Geräte angeschlossen. Ein Arzt prüfte, ob ich bei Bewusstsein war. „Sie ist in Ordnung“, sagte der Mann, der meines Erachtens nicht ganz normal aussah. Sie führten mich in meine Schlafkabine, doch ich hatte schon seit Langem keinen guten Schlaf mehr.
Kapitel 1: Vergangenheit
Ich war immer ein fröhliches Kind. Doch das änderte sich bald. Als ich zehn Jahre alt war, brach ein Virus aus. Es war schrecklich. Der Virus befiel das Gehirn – man wurde verrückt. Der Virus kontrollierte die Menschen. Man tat Dinge, die so schrecklich waren, dass man sie nicht aussprach. Als wollten die Betroffenen die Menschheit auslöschen. Es trat aber nur bei Nacht auf. Viele, die den Virus hatten, sahen anscheinend Dinge an ihrem eigenen Auge vorbeiziehen, die so schlimm waren, dass sie darüber schwiegen. Man nannte den Virus auch „die Illusion“.
Meine Mutter war davon betroffen. Es war schrecklich. Sie war so psychisch am Ende, dass sie mich und meine Schwester schlug. Meine Schwester hieß Saadi. Sie war älter als ich und einfach perfekt. In allem. In der Schule, zu Hause, im Sport – sie war die perfekte Tochter. Das konnte man von mir nicht behaupten. Ich war immer weg, war diejenige, die leugnete, dass ihre Mutter den Virus hatte. Ich hasste es. Meine Schwester bekam die ganze Aufmerksamkeit, und ich war nur eine dreckige Nebenexistenz.
Ich fokussierte mich eher auf das Training. Es gefiel mir und half mir, abzuschalten – vom ganzen Lärm, von meiner Schwester und vor allem von meiner Mutter. Ich hatte nie viele Freunde, außer Maiden. Er half mir, abzuschalten und auch zu jagen, falls die Geschäfte mal nicht offen hatten. Wir hatten nie viel Geld, deshalb mussten wir jagen.
Irgendwann war meine Mutter im Endstadium. Sie war nicht mehr sie selbst. Sie konnte sich nicht kontrollieren. Sie war eine Bestie. Ich hatte regelrecht Angst vor ihr. Ich wusste nicht, was ich machen sollte – und dann passierte es. Die Behörden fanden heraus, dass meine Mutter vom Virus betroffen war. Sie nahmen sie uns weg und testeten sie, um ein Heilmittel zu finden. Wir mussten uns alle untersuchen lassen, da man sicherstellen wollte, dass wir den Virus nicht hatten. Aber danach musste ich bei ihnen bleiben. Sie sagten, sie wollten mich nur noch ein paar Mal untersuchen. Doch aus ein paar Mal wurde mehr.
Ich musste jeden Tag untersucht werden. Sie sagten mir, ich könne so viele Menschenleben retten, doch ich glaubte ihnen das nicht. Meine Mutter starb. Sie rammte sich selbst ein Messer ins Herz. Mein Vater war so wütend, dass er alles um sich herum zerstörte. An diesem Tag ging er – und meine Schwester und ich sahen ihn nie wieder.
Ich wurde immer und immer wieder untersucht. Maiden besuchte mich oft, er munterte mich auf. Er sagte, es würde alles gut werden, doch die Kontrollgänge wurden immer schlimmer. Sie griffen tief in meine Psyche ein. Nach jedem Tag fiel ich vor Erschöpfung nur noch ins Bett – konnte aber nicht schlafen. Das, was ich gesehen hatte, war so schlimm, dass ich mich nicht traute, auch nur für eine Sekunde die Augen zuzumachen. Ich hatte schreckliche Dinge gesehen. Ungeheuer oder meine Mutter – aber in einer viel schlimmeren Verfassung.
In diesen Träumen sagte sie mir immer wieder, dass ich die schlimmste Tochter der Welt sei und sowieso nie die Menschheit retten könne. Einmal, bei einem Kontrollgang, brach ich zusammen. Mein Zustand war so schlimm, dass ich genau zwei Wochen nicht untersucht werden durfte. Diese zwei Wochen waren wie Ferien für mich. Sie waren so befreiend, und ab diesem Zeitpunkt wollte ich das nicht mehr mitmachen. Ich schmiedete über Wochen hinweg einen Plan – wie ich hier endlich rauskommen konnte. Maiden half mir dabei. Doch es war gefährlich. Draußen waren überall die Infizierten, und wer weiß, was sie mit mir anstellen wollten.
Kapitel 2: Die Befreiung
4. Oktober 2051. Genau an diesem Tag ging ich. Ich hatte den Ausbruch genau fünf Jahre lang geplant. Jetzt bin ich 17. Ich habe alles genau durchdacht. Ich weiß genau, wo ich durchmuss, wo ich an der Wand schleichen muss, ohne dass mich die Kameras sehen. Ich weiß genau, in welche Luken ich rein muss. Ich weiß alles auswendig. Ich weiß, wo ich hin kann, wenn ich draußen bin. Ich weiß, wie ich überleben kann.
Ich habe heimlich wieder angefangen zu trainieren. Ich weiß auch, wie man schießt. Ich habe so viel gelernt in diesen fünf Jahren. Meine Schwester habe ich schon seit Monaten nicht gesehen. Einmal war sie zu Besuch und stellte mir ihren Freund vor. Ich fand ihn nicht toll. Sie wollte ihn heiraten – was in dieser Zeit sehr verrückt war. Ab diesem Tag sah ich sie nicht mehr. Sie hat sich nie wieder gemeldet – in diesen fünf Jahren.
Man fand kein Heilmittel. Die Ärzte sagten mir, sie würden es aber weiterhin versuchen und mich nicht gehen lassen. Die Behandlungen wurden schlimmer. Inzwischen war es sogar Folter. In diesen fünf Jahren musste ich mich sehr anstrengen, nicht die Fassung zu verlieren. Ich konzentrierte mich nur noch auf den Ausbruch – und jetzt war es so weit. Ich war nicht aufgeregt, kein bisschen. Ich war nur neugierig, wie die Welt da draußen wohl ist, ob sie sich verändert hat in diesen fünf Jahren. Und ich hatte ein Ziel:
Ich wollte, dass niemand mehr so schlimm getestet wird wie ich. Ich hatte mitbekommen, dass nicht nur ich getestet wurde, sondern auch viele andere – darunter auch Grace. Sie würde mit mir mitkommen. Ich hatte so viele getroffen, die das alles nicht mehr wollten, was hier passiert. Zum Beispiel Melville, Jane, Lucy und natürlich Maiden. Bei seinem fünften Besuch nahmen sie ihn mit. Sie sagten, sie wollten ihn nur kurz kontrollieren – doch dabei blieb es nicht. Ich sah ihn ab und zu, doch unsere Treffen blieben geheim. Niemand durfte von unserem Plan erfahren.
Also machte ich mich auf den Weg. Zuerst musste ich durch die dunklen Schächte kriechen. Ich kannte den Weg in- und auswendig. Als ich bei Graces Zimmer ankam, überkam mich eine Welle der Angst. Die Angst überflutete mich. Ich hatte Angst – vor dem, was da draußen war, ob ich überleben würde, und meine größte Angst: dass ich meine Mutter wiedersehen würde. Aber nicht die liebevolle Mutter aus meiner Kindheit – nein, die Mutter im Endstadium, die mich geschlagen hatte und sich nicht unter Kontrolle hatte. Mir liefen Tränen über die Wangen. Grace versuchte, mich zu trösten, doch es funktionierte nicht.
Als wir bei Maidens Zimmer ankamen, hatte ich mich einigermaßen beruhigt. Ich konzentrierte mich wieder darauf, einen Ausgang zu finden. Ich folgte wieder dem Plan. Nun waren wir aus dem Schacht draußen. Wir schlichen gemeinsam mit Lucy, Melville und Jane nach draußen. Plötzlich war da ein Beamter. „Scheiße, ein Beamter, versteckt euch!“, schrie ich. Ich war sicher, dass ich alles geprüft hatte. Doch er tauchte wie aus dem Nichts auf. Wir versteckten uns also dicht an der Mauer. Mein Herz klopfte wie wild. Als der Beamte endlich weg war, rannten wir – so schnell wir konnten.
Auf einmal gingen die Alarmglocken los. Das hieß, wir hatten nur noch wenige Sekunden Zeit. Die Tore begannen sich zu schließen. Wir rannten und rannten, so schnell wir konnten. Ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment in Ohnmacht fallen könnte – und dann schafften wir es. Und zwar alle – das dachte ich zumindest. Grace wurde aufgehalten. Sie wurde von den Beamten wieder hineingeschleppt. Sie schrie und versuchte, sich zu wehren. Doch ich wusste ganz genau: Sie hatte keine Chance.
Kapitel 3: Überleben
Ich hatte das Gefühl, etwas drückte mich unter Wasser und ich konnte nicht mehr atmen. Ich hatte dieses Gefühl öfter, aber noch nie so stark und ausführlich. Es ließ mich nicht los – und gleichzeitig fühlte es sich an, als würde ich ins Leere gedrückt. Ich dachte immer, dieses Gefühl tauchte nur auf, wenn ich krank war – doch dieses Mal war es anders.
Ich wachte auf. „Hey, geht’s dir gut?“, fragte mich Maiden. Ich antwortete nicht. Das tat ich in letzter Zeit fast nie.
Fortsetzung folgt…